Futterzusätze für Barfer und bei Fertigfutter
„Viel hilft nicht immer viel“

 

Dass man beim Rohfüttern das eine oder andere Pülverchen ins Futter rühren sollte, hat sich herumgesprochen. Zwar wirbt in der Regel jeder Hersteller von industriellem Futter damit, dass sein Futter als Alleinfuttermittel alle notwendigen Nahrungsbestandteile für eine Katze enthält, aber gleichzeitig bieten dieselben Hersteller nicht selten eine bunte Vielfalt an Zusatzmitteln von gesunden Vitamin-Leckerlies über Gemüseflocken bis hin zu diversen prophylaktischen Zusätzen gegen Zahnstein oder bei Fellproblemen an. Können also Zusätze zum Fertigfutter Sinn machen? Schauen wir uns einige Zusatzmittel aus Sicht von Rohfütterern und Fertigfütterern etwas genauer an. Da gibt es zunächst jede Menge Möglichkeiten, den Calciumgehalt aufzubessern, oder auch gleichzeitig noch den Phosphorgehalt zu erhöhen. Und wenn wir grad bei den Mineralstoffen sind, schauen wir uns noch das Thema Salz an. Der Begriff Taurin sollte jedem Katzenfütterer geläufig sein und kann als Zusatz –auch zum Fertigfutter- ebenso Sinn machen wie Bierhefe. Wir schauen auch mal, ob und wann man eigentlich welche Öle und Fette im Futter einsetzt. Was Fortain ist und wozu es nützen kann und wie das eigentlich mit Katzen und Kräutern so ist, wird anschließend thematisiert. Ebenso was so „Gutes aus dem Meer“ im Futter zu suchen hat und ob wir mit allerlei bunten Flocken, Pasten, Pülverchen und Tabletten wirklich unseren Tieren mal was richtig Gesundes gönnen, wie es die Werbung suggeriert.

 

Calciumprodukte

Nicht selten finden wir in industriellem „Alleinfutter“ beträchtliche Mengen an Mineralien. In der Regel kann man davon ausgehen, dass ein ausgewogenes Calcium/Phosphor-Verhältnis und eine ausreichende Menge dieser Mineralien im Futter vorliegen. (Wenige Ausnahmen völlig unsupplementierter industrieller Futtersorten bestätigen diese Regel) Eine zusätzliche Calciumgabe ist weder nötig noch sinnvoll. (Diese Produkte werden aber damit beworben, dass man seinem Tier etwas Gutes tut, wenn man sie zusätzlich übers Fertigfutter gibt. An dieser Stelle ist es mir ganz wichtig zu erwähnen, dass das definitiv nicht so ist!) Akuter Calciumüberschuss kann zu Mineralienungleichgewicht bis hin zu schwersten Verstopfungen und so genanntem Knochenkot mit Darmverschluss führen. Calciumzusätze und Mineralstoffmischungen sind nur für Barfer interessant, die keine Knochen füttern und die angemessene Dosierung erfordert gewisse Kenntnisse.

 

- Calciumcarbonat/Eierschale

Calciumcarbonat kann entweder aus natürlichen Substanzen gewonnen werden (Ausgangsstoff Kalkstein, Kreide, Marmor) oder aber durch chemische Prozesse (gefälltes Calciumcarbonat). Bei den Zusatzfuttermitteln gibt es auf dem Markt Calciumcarbonat beider Herkunftsarten. Der Unterschied liegt meist in der Farbe (Für (Heim)Tierfuttermittel wird oftmals Calciumcarbonat aus Kreide genutzt, das einen geringeren Weißheitsgrad besitzt, also eher gräulich ist) und der Reinheit. Der Mindestgehalt an Calcium liegt aber bei Calciumcarbonat für Tierfuttermittel in jedem Fall bei 36%. Eierschale, gut getrocknet und möglichst fein gemörsert, enthält ebenfalls praktisch nur Calciumcarbonat, ist aber ein reines Naturprodukt. Niemand weiß bisher, ob in solchen natürlichen Substanzen nicht vielleicht noch unentdeckte Stoffe vorhanden sind, die in dieser natürlichen Zusammensetzung positive Wirkungen haben. Etwa 6g auf ein Kilo Fleisch gleichen das Ca/P-Verhältnis aus, führen aber zu relativ niedrigen Gesamtwerten.

 

- Calciumcitrat

Bei Calciumcitrat (Lebensmittelzusatzstoff E333) handelt es sich um ein Salz der Zitronensäure, die eine Verbindung mit Calcium eingeht. Der Ausgangsstoff ist industriell gefertigte Zitronensäure (Schimmelpilzkulturen, die von Melasse genährt werden und so Zitronensäure bilden) aus der das Calciumcitrat gefällt wird. Calciumcitrat besitzt eine hohe Reinheit und Bioverfügbarkeit. Bezogen auf das Gesamtgewicht enthält Calciumcitrat nur etwa halb so viel Calcium wie Calciumcarbonat, daher ist die Zugabemenge hier höher. (ca. 10-12g auf ein Kilo Fleisch)

 

- Algenkalk

Algenkalk besteht aus den Ablagerungen abgestorbener Rotalgen. Bekannt ist er eigentlich als Düngemittel, insbesondere im Bio-Anbau. Er enthält nahezu soviel Calcium wie gemörserte Eierschale (34%), allerdings auch bis zu 10% Magnesium und Spurenelemente wie Jod. Mit 6-7g pro Kilo Fleisch erreicht man hier ein in etwa ausgewogenes Ca/P-Verhältnis.

 

- Knochenmehle

Knochenmehl wird im Regelfall aus zunächst sterilisierten (durch Erhitzung / Druck), getrockneten und gemahlenen Knochen gewonnen. Diese Verarbeitungsweise bedingt auch die Haltbarkeit, die im Normalfall ca.2 Jahre beträgt. Der genaue Gehalt an Calcium und Phosphor ist abhängig von den verwendeten Knochen und vom Verarbeitungsprozess und kann je nach Hersteller sehr unterschiedlich sein. Daher kann man hier auch keine „Pi-mal-Daumen“-Angaben machen. Mit Knochenmehl erreicht man – wie auch mit Knochen- erhöhte Gesamtwerte von Calcium und Phosphor. Manche Knochenmehle enthalten sehr viel Phosphor und sind nicht geeignet, das Ca/P-Verhältnis auszugleichen, da man so auf viel zu hohe Gesamtwerte kommt. Bei Verwendung von Knochenmehlen also am besten mit anderen Ca-Ergänzungen kombinieren.

 

Salze

Es gibt Industriefuttersorten für Katzen, die überraschend hohe Natriumwerte aufweisen. Durch dieses Salz im Futter soll das Durstgefühl der Katzen angeregt werden, damit sie, insbesondere bei Trockenfütterung, mehr Wasser zu sich nehmen. Wer also industrielles Futter gibt, lässt besser die Finger vom Salzstreuer. Rohfütterer ergänzen gerne etwas Salz, denn das verfütterte Fleisch ist in der Regel ausgeblutet und im Blut steckt eine ordentliche Menge Natrium. Wer knochenfrei füttert, hat einen Grund mehr, zum Salzstreuer zu greifen, denn auch in Knochen sitzt Natrium. Insgesamt kann eine Zugabe von 2-4g Salz pro Kilo Fleisch Sinn machen, je nach Blut- und Knochengehalt.

Salz hat wohl jeder in der Küche. Besonders wertvoll sollen Salze wie Meersalz oder Himalayasalz sein. Meersalz stammt tatsächlich aus dem Meer, wird allerdings in diversen Prozessen gereinigt, bevor es in den Handel kommt und enthält dann eigentlich nichts anderes als Siedesalz, nämlich Natriumchlorid. Andere Mineralstoffe und Jod sind zwar in Spuren nachweisbar, aber in diesen Mengen nicht der Rede wert. Etwa 70% des weltweiten Steinsalzabbaus findet in Punjab, Pakistan, statt. Dieses Salz wird gerne als Himalayasalz bezeichnet, hat mit diesem Gebirge aber nichts zu tun. Gerüchte, dass der Salzabbau in Pakistan in erster Linie von Kinderarbeitern im Unter-Tage-Abbau betrieben wird, tauchen in den Medien immer mal wieder auf. Steinsalzabbau wird aber auch in Österreich und Polen betrieben und zwar schon seit über 3000 Jahren. Die Kelten haben diese Salzquellen schon genutzt. Nur etwa 3% der Gesamtproduktion werden zu Speisesalz verarbeitet, Steinsalz wird zum Beispiel auch zu dem Spülmaschinensalz, das die Verkalkung verhindern soll verwendet oder es hilft uns bei Glatteis als Streusalz auf den Straßen. Speisesalze werden häufig jodiert im Handel angeboten. Da der Jodbedarf von Katzen sehr unklar ist, mag man hier Salz mit oder ohne Jod verwenden.

 

Taurin

Taurin bedeutet "Stiergalle". Früher wurde Taurin angeblich aus Stier- und Ochsengallen gewonnen. Daher auch die oft "sagenhafte" Wirkung, die ihm nachgesagt wird. "Flügel verleiht" es allerdings eher durch die Kombination mit Koffein, denn Taurin erhöht die Aufnahme des Koffeins im menschlichen Organismus. Trotz nicht nachgewiesener sonstiger angeblicher Wirkungen wird es heute massiv in so genannten "Energy-Drinks" eingesetzt. 2-Aminoethansulfonsäure (=Taurin) ist ein Abbauprodukt der Aminosäuren Cystein und Methionin und es zählt zu den organischen Säuren. Heute wird Taurin chemisch aus Ethen, Ammoniak und Natriumsulfit gewonnen. Taurin fällt als Zwischen- oder Abfallprodukt auch bei der Herstellung von Farbstoffen, Reinigungsmitteln und Arzneimitteln an. Taurin ist also sozusagen eine Art Aminosäure, die viele Katzen in ihrem Organismus nicht selbst herstellen können, die sie aber unbedingt brauchen. Mäuse sind die Landlebewesen mit dem höchsten je gemessenen Tauringehalt. Ohne Taurin werden Katzen blind (Retinopathie) und kriegen Herzprobleme. (Dillatative Kardiomyopathie) Muskelfleisch enthält etwas Taurin, aber damit allein kriegen wir nur ein Minimum in die Katze. Herz und Hirn enthalten schon mehr Taurin. Muscheln und Krabben enthalten ziemlich viel davon, aber damit allein wollen wir unsere Katzen ja nicht ernähren. Die Bioverfügbarkeit von Taurin leidet massiv beim Erhitzen. Die Empfehlungen für die Taurinzugabe liegen zwischen 100 und 500mg/Tag. Es gibt einige sehr positive Berichte bezüglich der guten Auswirkungen einer reichlichen Tauringabe (bis 500mg) und bisher keine bekannten Nebenwirkungen. Die meisten industriellen Futter enthalten ca. 0,1% Taurin als Zusatzstoff. Damit können Katzen problemlos überleben ohne blind zu werden oder herzkrank, mehr aber auch nicht. Die Frage ist, wie viel Taurin wohl nach dem Erhitzen der Dosen noch für den Katzenorganismus verfügbar ist. Genau gemessen wurde das noch nicht. Die Maillardreaktion in Dosenkonserven führt dazu, dass Taurin von der Katze nicht mehr gut aufgenommen werden kann, sondern im Darm abgebaut wird. Es hat mal jemand folgenden Vergleich gezogen: Wenn ich Menschen ein Minimum an Vitamin C gebe, bekommen sie zwar kein Skorbut, aber sie sind anfälliger für Infektionen und haben insgesamt ein schwaches Immunsystem. So ist das auch mit der Minimaldosierung von Taurin. Ich finde, egal, was man füttert, Taurin darf man immer dazu geben. Bei Herzproblemen sollte man allerdings den Tierarzt befragen, denn die - salopp gesagt- "herzstärkende" Wirkung- kann unter Umständen bei bestimmten Herzmuskelerkrankungen kontraindiziert sein. Die tägliche Dosis am besten per Messlöffel (MITBESTELLEN!) abmessen, in etwas Wasser auflösen und unter das Futter mischen. Taurin soll trocken gelagert werden. Am besten z.B. die Wochenration in einen extra Behälter füllen und die Dose somit nur 1 mal pro Woche öffnen, so kann es weniger Wasser ziehen und verklumpt nicht so schnell. Taurin zählt meiner Meinung nach neben Bierhefe und Fortain zu den wenigen sinnvollen Futterergänzungsmitteln für Katzen und zwar sowohl für Rohfütterer als auch bei industrieller Fütterung. Wer allerdings als Rohfütterer absolut keine synthetischen Mittel füttern mag, kommt auch ohne zusätzliche Taurinzugabe aus. Möglichst frisches Fleisch mit hohem Herzanteil und öfter mal Meeresfrüchte wie Muscheln oder Krabben bieten genug Taurin, ohne dass eine Unterversorgung auftritt. Möglichst reines Taurin (mind. 99%) erhält man in Barfer-Shops. Häufig findet man diverse "Taurinprodukte" als Leckerchen im Haustierregal. Diese enthalten in der Regel eine minimale Menge an Taurin, aber oft viele Zusatzstoffe, davon nicht selten Zucker. Sinnvoller ist es, gleich reines Taurinpulver zu kaufen und sich (und der Katze) all die unnötigen Zusatzstoffe zu (er)sparen. Auf Taurinpulver prangt in der Regel ein erschreckendes Symbol, das vor ätzenden Chemikalien warnt. Das ist gesetzlich vorgeschrieben und man sollte tatsächlich tunlichst vermeiden, sich größere Mengen Taurinpulver in die Augen zu reiben. Ich habe Taurin selbst gekostet, es schmeckt ein wenig säuerlich und erinnert an Brausepulver aus der Kindheit. Probieren Sie mal selbst, wenn Sie sich Sorgen machen. Sie werden sich den Magen nicht verätzen. Katzen tolerieren diesen Zusatz allerdings deutlich eher, wenn das Taurinpulver in etwas Wasser gelöst und erst dann unter das Futter gemischt wird.

 

Bierhefe

Es gibt Rezepte in altägyptischen Papyrus-Schriften, die belegen, dass schon vor über 5000 Jahren Bierhefe als Heilmittel für hohes Alter und gesunde Haut verwendet wurde. Bierhefe ist sozusagen ein Abfallprodukt der Bierbrauerei. Dabei handelt es sich um so winzige kleine Pilze, dass sie erst mit der Erfindung des Mikroskops zum ersten mal nachgewiesen werden konnten. Bierhefe enthält neben allen Vitaminen der B-Gruppe viele wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente. Bei Katzen und Hunden wirkt sie sich hervorragend auf die Fellqualität aus, kann Hautproblemen vorbeugen und vielleicht sogar (darüber gibt es keine wissenschaftlichen Belege, sondern nur Erfahrungsberichte) vorbeugend gegen Parasitenbefall wirken. Der feuchte Bierhefeschlamm wird getrocknet, dadurch werden die Zellwände der Pilze zerstört und die enthaltenen Nährstoffe können direkt vom Organismus aufgenommen werden. Man kann Bierhefe kurweise im Fellwechsel zugeben oder auch regelmäßig etwa 1/4 Teelöffel pro Katze übers Futter streuen. Bierhefe enthält neben vielen anderen Stoffen auch Phosphor. Deshalb ist es nicht egal, wie viel man davon zufüttert, denn irgendwann wirkt sie sich auf das Calcium/Phosphor-Verhältnis aus. Zwar werden B-Vitamine bei Überschuss sehr unproblematisch über den Harn ausgeschieden, weil sie wasserlöslich sind, aber grundsätzlich sollte man immer das Prinzip einer ausgewogenen Zusammenstellung des Futters im Auge behalten. Zwingend notwendig ist eine zusätzliche Gabe von B-Vitaminen nicht. Weder für Fertigfütterer noch für Rohfütterer. Da Bierhefe aber meistens von Katzen und Hunden geliebt wird und so ganz nebenbei die Akzeptanz eines Futters erhöhen kann, insgesamt eher positive Auswirkungen hat und eigentlich nicht schaden kann… warum also nicht? Bierhefe kann man nicht nur in speziellen Barfer-Shops beziehen, sondern in vielen Supermärkten oder Drogerien als Bierhefeflocken oder Tabletten in der "Schönheitsabteilung" finden. Ein guter Tipp: Warum sollen nur die Tiere profitieren? Wenn uns schon Taurin gar nicht wirklich Flügel verleiht, verhilft uns Bierhefe zu schönen, festen Fingernägeln, glänzendem Haar und einem klaren Hautbild. Katzenhaltung macht schön! Bierhefeflocken und -pulver kann man auch in Bio-Qualität bestellen. Das bedeutet, dass die Zutaten für das gebraute Bier aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Ob sich das direkt auf die Qualität der Bierhefe auswirkt, mag dahingestellt sein. Immerhin unterstützt man so indirekt den Bio-Anbau, was ich persönlich nicht verkehrt finde.

 

Öle und Fette

Häufig wird die Zugabe von bestimmten Ölen zum Hunde- und Katzenfutter empfohlen. Tatsächlich kann man mit Ölen wie Lachsöl, Nachtkerzenöl etc. ein nicht ideales Fettsäurenverhältnis der Omega-Fettsäuren im Futter verbessern. Ein Risiko bei der Zugabe von Ölen und Fetten ist, dass diese bei der Oxidation Vitamine zerstören und weitere biochemische Prozesse aktivieren. Wenn also eine Ölzugabe nötig ist, dann empfehle ich am ehesten, die Öle in Kapselform zu kaufen und die Kapseln dann anzustechen und über dem Futter frisch auszudrücken. So sind die verwendeten Öle wenigsten noch nicht lange mit Sauerstoff in Kontakt gekommen. Grundsätzlich empfiehlt sich, Öle immer gekühlt aufzubewahren und geöffnete Flaschen innerhalb von 6-8 Wochen möglichst zu verbrauchen. Aus vielen Erfahrungsberichten und aus eigener Erfahrung kann ich aber behaupten, dass eine vorübergehende kurmäßige Zugabe von Lachsöl (mit Vit. E) oder/und Nachtkerzenöl Hunde und Katzen beim Fellwechsel und bei allgemeinen Hautproblemen unterstützt. 1-2 Tropfen pro Tag/Katze über einen Zeitraum von 4-6 Wochen zweimal jährlich scheinen angebracht, unabhängig von der Fütterungsart.

Weizenkeimöl benutze ich beim roh füttern um Vitamin E zu supplementieren. Da ein Ungleichgewicht der fettlöslichen Vitamine und eine Überdosierung sehr schädlich sind, rate ich davon ab, es "einfach so" zu geben. Außerdem reagieren manche Katzen und Hunde auf Weizen im weitesten Sinne allergisch. Die Gefahr einer allergischen Reaktion besteht bei allen Ölzugaben. Daher rate ich grundsätzlich zu aufmerksamer Beobachtung bei der Zufütterung von Ölen.

 

Fett supplementieren Barfer bei mageren Fleischsorten am besten mit ungewürztem Gänse- oder Schweineschmalz. Gänseschmalz ist für viele Katzen ein Appetitanreger und kann daher bei Mäkelkatzen als Appetitverstärker in Maßen eingesetzt werden. Schmalz hilft auch beim Abführen von Haarknäulen im Verdauungstrakt und kann unter Umständen als Ersatz für Malzpaste oder Katzengras eingesetzt werden. Meistens wird es im Handel mit einem Anteil Schweineschmalz zusammen angeboten, weil es so etwas fester in der Konsistenz ist. Schweineschmalz enthält ein gutes Fettsäurenverhältnis um z.B. mageres Geflügel zu ergänzen. Da Schmalz durch Erhitzen gewonnen wird, besteht keine Gefahr, den Pseudotollwutvirus damit einzuschleppen. Ich persönlich greife bei diesen Fetten gerne zu Bioqualität. Butter wirkt bei Katzen abführend. Als Fettsupplement für Barfer ist sie daher ungeeignet. In Maßen als Abführmittel bei Verstopfung verabreicht, kann sie gute Dienste leisten. Andere pflanzliche Öle und Fette sind nicht unbedingt empfehlenswert. Für Katzen sind Arachidonsäure und Linolsäure essentiell. Sie können auch nicht, wie zum Beispiel Hunde, Arachidonsäure aus Linolsäure selbst umwandeln. Diese essentiellen Fettsäuren liegen aber vor allem in tierischen Fetten vor und pflanzliche Öle und Fette helfen da nicht weiter. Ab und zu im Sinne der Abwechslung schaden allerdings pflanzliche Öle nicht. Interessante Öle sind zum Beispiel: Schwarzkümmelöl, Olivenöl, Hanföl, Borretschöl, Distelöl, Leinöl, Kokosöl, Walnussöl.... Hundebarfer dürfen sich hier austoben, Katzenbarfer üben besser Zurückhaltung und geben häufiger tierische Fette/Öle. In Fertigfutter sind leider häufig pflanzliche Öle zugesetzt, Grund dafür ist unter anderem der Kostenfaktor. Da sollte man nicht noch zusätzlich mit noch mehr Pflanzenölen ins gleiche Horn stoßen. Relativ fettarme Futtersorten darf man mit einem Klecks purem Schmalz anreichern.

 

Fortain
Fortain ist ein pulverförmiges Blutextrakt und wird aus Schweineblut hergestellt. Es enthält konzentriertes Hämoeisen, das für den Organismus gut aufzunehmen ist. 1g Fortain enthält ca. 5mg Hämoeisen.
Tagesbedarf einer 5-Kilo-Durchschnittskatze ist laut Wissenschaft ca 7mg.
200g frisch geschlagene Beutetiere dürften etwa um die 10mg enthalten
Von industriellem Futter erfährt man leider selten bis nie, wie viel Eisen es enthält. Ich vermute allerdings, dass die häufig im Futter enthaltenen Mineralienvormischungen welches enthalten.
Geflügelmuskelfleisch hat pro 100g unter 1 mg Eisen. Rindfleisch um die 2 mg.
Herzen liegen bereits um 5mg, Putenleber wird sogar mit 12mg angegeben (aber wer füttert schon so viel Leber...?)
Für Barfer spielt das Thema Eisen also eine Rolle und hier ist Fortain ein geeignetes Supplement, wenn man kein frisches Blut füttern möchte. Bis zu 1g täglich wäre sinnvoll, nur machen uns oft die Katzen einen Strich durch diese Rechnung, denn Fortain wird nur selten problemlos im Futter toleriert. Man kann Fortain langsam einschleichen. Bei abwechslungsreicher Fütterung mit hohem Anteil an rotem Fleisch ist es nicht unbedingt nötig.
Wer aber industrielles Futter gibt, darf davon ausgehen, dass es bereits mit Eisen supplementiert ist. Eisen spielt bei vielen Vorgängen im Körper eine wichtige Rolle. Eine Überdosierung wird das wichtige Gleichgewicht zerstören und sich ungünstig auf den Stoffwechsel auswirken.

Kräutermischungen
Fast jeder online-shop für Katzen- und Hundehalter mit Nahrungsergänzungsmitteln bietet mittlerweile verschiedenste Kräutermischungen an.

Kräuter enthalten u.a. ätherische Öle und werden in der Phytomedizin als Therapeutika eingesetzt. Ein umfangreiches Wissen ist notwendig um Kräuter als Heilmittel richtig und sinnvoll dosiert anzuwenden. Viele ätherische Öle sind für Katzen sogar gefährlich. Katzen können sie – im Gegensatz zu Hunden- nicht oder nur schwer verstoffwechseln, (Fehlende Fähigkeit zur Glucuronidierung) so können sie sich im Organismus anreichern und werden nur sehr langsam ausgeschieden. Die therapeutische Wirksamkeit in der Phytotherapie geht in der Regel von anderen Bestandteilen aus.

Zudem enthalten derartige Fertigmischungen nicht selten auch andere für Katzen und Hunde potentiell gefährliche Substanzen wie Knoblauchextrakt etc. (Zwiebel- und Knoblauchgewächse können bei Hunden und Katzen die so genannte Heinzkörperanämie oder hämolytische Anämie auslösen. Zwar konnte das im Tierversuch nur mit sehr hohen Dosen hervorgerufen werden, dennoch finde ich Vorsicht angebracht)
Eine therapeutische Behandlung mit Kräutern sollte nur vom Fachmann verordnet und unter fachlicher Aufsicht durchgeführt werden!
"Einfach so" eine bunte Kräutermischung ins Futter zu mischen, ist keineswegs ein verantwortungsvoller Umgang mit der Tierernährung.

Grünlippmuschelextrakt
Grünlippmuscheln (Perna Canaliculus) werden in Neuseeland an Tauen im Meer gezüchtet. Die Schale wird entfernt und das Muschelfleisch wird in mehreren Schritten getrocknet und pulverisiert. Beim Kauf bitte darauf achten, dass keinerlei Zusätze zugefügt wurden. (Konservierungsmittel, Füllstoffe, Vitaminmischungen)
Die Grünlippmuschel enthält viele wertvolle Inhaltstoffe. Für ihre nachgesagte Wirkung bei Gelenkbeschwerden sind Glukosaminglykane verantwortlich. Diese Stoffe werden benötigt um Knorpel zu bilden und geschmeidig zu halten. Wissenschaftliche Belege für diese Wirkung sind mir zur Zeit nicht bekannt. Zahlreiche positive Erfahrungsberichte auch aus der Humanmedizin bieten aber zumindest Hinweise auf eine vorhandene Wirkungsweise. Sofern das Tier keine Allergie/Unverträglichkeit auf Fischeiweiße hat, wird eine Zugabe von Grünlippmuschelextrakt - am besten kurweise über 8 Wochen, bis zu 2 mal jährlich, kaum schaden. Empfohlen wird für Katzen eine tägliche Menge von 500mg. Grünlippmuschelextrakt riecht angenehm fischig und wird von den meisten Katzen begeistert akzeptiert.

Algen: Seealgen, Spirulina und Chlorella
Ein Gramm Seealgenmehl enthält etwa 360µg Jod.
Der Tagesbedarf von Katzen (und übrigens auch der von Menschen) ist sehr umstritten und wird mit 40-200µg/Tag (4-Kilo-Durchschnittskatze) angegeben.
Zusätzlich ist allerdings ungeklärt, ob das Jod aus pflanzlichen Quellen (wie Algenmehl) von Katzen überhaupt und wenn, dann in welchem Maße verarbeitet werden kann.
Bei so vielen Unklarheiten ist von einer Zugabe von Seealgenmehl für Katzen eher abzuraten. Barfer greifen eventuell darauf zurück, sollten sich aber sehr genau die Mengen ausrechnen und sich bewusst sein, dass zwischen 0 und 100% von diesem Jod bei ihren Katzen wirklich ankommen. Seealgenmehl ist eine "Jodbombe" und muss sehr genau abgewogen werden! Mehr als 0,5-1g pro Woche würde ich nicht empfehlen. Industrielles Futter würde ich keinesfalls damit ergänzen, weil man hier, wie so oft, selten etwas über den vorhandenen Jodgehalt erfährt.

Spirulina nennt man zwar "Blaualge", es handelt sich aber nicht um eine Pflanze, sondern um ein Bakterium. Spirulina verbraucht im Wachstum CO2 und produziert Sauerstoff. Der Anbau hat also durchaus positive Aspekte. 3000 Tonnen Spirulina platensis werden pro Jahr weltweit als Nahrungsergänzung gehandelt. Wird Spirulina aus der Natur (aus offenen Seen) geerntet, kann es mit anderen -zum Teil giftigen- Algen versetzt sein. Zur Zeit wird untersucht, ob Spirulina als Nahrungsergänzung die Cholesterinkonzentration im Blut senken kann. Noch gibt es keine aussagekräftigen Ergebnisse, erste Erkenntnisse sind zumindest vielversprechend.

Chlorella pyrenoidosa ist eine Mikroalge und eine der schnellwachsensten Pflanzen auf dieser Erde. Da solche Algen weltweit in großem Maße als Nahrungsergänzung verwendet werden, sollen sie sogar schon industriell erzeugt werden. Hier kommen neben synthetischen Düngemitteln wohl auch Pestizide ect. zum Einsatz. Wenn man sich also entschließt, diese als Zusatz zu verwenden, empfiehlt es sich, genau auf die Herkunft zu achten. Algen werden diverse Eigenschaften als Nahrungsergänzung zugeschrieben. Am häufigsten genannt wird eine entgiftende Eigenschaft.

Die beiden "Algen", Spirulina und Chlorella, wachsen in Süßwasser und enthalten keine nennenswerten Jodmengen. Daher kann mit Ihnen keine Jodüberversorgung wie mit anderen Algenprodukten (Seealgenmehl) passieren. Ob man also die Zugabe sinnvoll findet oder nicht, sei jedem selbst überlassen.


Vitaminpasten, -pülverchen und –tabletten aus dem Tierbedarf
Die Barfer unter uns wissen, dass es wichtig und schwierig ist, ein ausgewogenes Vitaminverhältnis in der Nahrung herzustellen. Füttert man zum Beispiel Leber, hat man mehr Vitamin A im Futter und muss dementsprechend auch die Vitamine E und D erhöhen, da sonst der Vitaminhaushalt aus dem Gleichgewicht kommt.
Der Handel bietet nun jede Menge Vitaminpasten und andere vitaminisierte Leckerchen an. Der unbedarfte Tierhalter will seinem Tier etwas Gutes tun und greift gerne zu diesen Mitteln, zumal sie in der Regel sehr gerne angenommen werden. (Was eventuell dafür spricht, dass sie mit Aromastoffen angereichert sind)
Katzen- und Hundefutter sollte ausgewogen vitaminisiert sein. Viele industrielle Futter sind das. Gibt man nun ein Zusatzmittel, dass bestimmte Vitamine enthält, andere aber nicht, wird das komplizierte Gleichgewicht der Vitamine im Körper gestört. Mit einer handelsüblichen Vitaminpaste wird auch kein unausgewogenes Futter zu einem gesunden Happen. Eher wird ein ausgewogenes Futter ins Ungleichgewicht gebracht, man schadet also mehr, als man nützt.
Aus diesem Grund sollte man auf solche "gesunden Leckerlies" dankend verzichten und darum bemüht sein, ein ausgewogenes Futter zu geben. Rohfütterer liefern fettlösliche Vitamine gerne über natürliche Zutaten wie Leber, Lachs und Weizenkeimöl. Barfer-Shops bieten aber auch spezielle Zusätze zum Ergänzen der Rohfleischmahlzeiten an.

„Barfi-Fix“ oder „all-in-one-Suppie“
Es gibt auch viele verschiedene synthetische Vitamin- und Mineralstoffvormischungen mit Spurenelementen und allem …. speziell zur Ergänzung für Barfer. Als Abwechslung zwischendurch würde ich diese nicht ablehnen, grundsätzlich sind mir die nativ vorhandenen Vitamine in ihrer natürlichen Form irgendwie sympathischer. Ich empfehle auch hier viel Abwechslung. Egal, wie sehr ein Hersteller die Perfektion und Ausgewogenheit seines „Super-Barfer-Fix-all-in-one-forever“ versprechen mag… Man sollte sich nicht dauerhaft auf ein einziges Mittel verlassen. Das wäre ja auch langweilig. Andererseits: Vermutlich sind viele marktübliche industrielle Futtersorten mit derselben Vormischung aus derselben Fabrik angereichert. Wer also zu faul ist, sich über verschiedene Zusätze Gedanken zu machen, sollte lieber auf solche Fix-und Fertig-Mischungen zurückgreifen und ordentlich rohes Fleisch füttern, statt aus Angst etwas falsch zu machen, beim industriellen Futter zu bleiben. Man muss aber auch hier die Herstellerangaben genau lesen, denn dieses oder jenes muss man dennoch beachten.

Ich bedanke mich für die Unterstützung der Recherchen bei Frau Ute Wadehn von www.barf-gut.de und Frau Claudia Lucks von www.fleisch-shop.de

 

Kirsten Cordes